Wer kennt sie nicht, die langen Beipackzettel bei Medikamenten oder den Spruch in Werbungen für Arzneimittel «Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen sie ihren Arzt oder Apotheker»!? Doch wo sind diese Hinweise, wenn es um die Hundeerziehung geht? Leider fehlen diese, und Hundehalter wenden Methoden an, welche grosse Risiken und Nebenwirkungen mit sich tragen können, in physischer und noch fast viel schlimmer in psychischer Form.
Immer wieder kursieren Bilder oder Berichte von Hunden, welche qualvolle körperliche Misshandlungen erleben mussten. Diese Umstände sind abscheulich und verurteile ich aufs grösste. Doch was für physische und psychische Gewalt erleben viele Hunde, meist unbewusst, in Hundeschulen oder durch Tipps aus z.B. TV-Sendungen!? Mit diesen Zeilen möchte ich zum Mit- und Umdenken anregen, um gewisse Vorgehensweisen zu hinterfragen.
Physische Gewalt
Die physische Gewalt ist für viele Menschen ersichtlich, wird jedoch häufig je nach ermessen des Betrachters beurteilt. Jedes Auge sieht dies anders. Obwohl das Misshandeln von Tieren durch den Gesetzgeber untersagt ist, gibt es immer noch viele Erziehungsmethoden, welche dieses miteinbeziehen. Hunde werden durch z.B. heftiges Leinenrucken- oder Schnalzen dazu gebracht «Bei Fuss» zu laufen. Teilweise werden noch sogenannte «Haltis» eingesetzt welche zu schwerwiegenden körperlichen folgen oder sogar zum Tod des Hundes führen können. Schläge auf den Körper der Hunde beobachte ich auch im Alltag leider noch sehr oft. Zudem werden solche Schläge immer noch, auch in Ausbildungen, dazu genutzt, Hunde dem Menschen gegenüber gefügig zu machen. Leide ist es nicht selten sogar so, dass genau diese Menschen (Hundetrainer, Hundehalter, Hundefreunde) welche dies praktizieren die Tiermisshandlungen aufs schärfste Verurteilen. Was läuft hier wohl schief!?
Was nicht auf den ersten Blick zu erkennen ist und deshalb leider vielfach keine Beachtung bekommt, ist die psychische Gewalt. In meinen Augen das schlimmste was einem Lebewesen zugefügt werden kann! Hunde werden durch Abhängigkeit und Erpressung dem Menschen gegenüber gefügig gemacht. Ein klassisches Beispiel hierfür ist das, leider immer noch viel verbreitetet, Belohnungssystem / Leckerchentraining, auf welches ich später noch näher eingehen möchte. Doch was gibt es da alles zu kaufen in Tiergeschäften. Diverse Produkte, um Hunde zu erschrecken, ja sogar zu traumatisieren. Wurfschellen werden neben dem Hund zu Boden geworfen sobald er ein «falsches» Verhalten zeigt. Wasserpistolen, oder Rasseldosen werden genau zum gleichen Zweck eingesetzt. Sprühhalsbänder werden eingesetzt um Hunde in Angst und schrecken zu versetzen. Genau, Angst und Schrecken! Es gibt immer noch viele Hundehalter und Hundetrainer, welche diese Mittel einsetzen. Für mich immer ein Zeichen der Ahnungs- und Hilflosigkeit! Angst und Schrecken kann zu einem traumatischen Erlebnis werden und wer sich mit Traumata bereits auseinandergesetzt oder selbst erlebt hat weiss, wie schrecklich diese Gewalt für ein Lebewesen ist und lebenslange Konsequenzen mit sich bringen kann.
Leckerchentraining / Belohnungssystem
Das am häufigsten verbreitete Erziehungsmittel ist das Belohnungssystem, zum Beispiel das arbeiten mit Leckerchen. Viele Hundehalter nutzen dies auch ohne professionelle Hilfe von Hundetrainern. Gut, braucht es meiner Ansicht nach auch nicht, da ich jedem Anwender dieser Methode empfehle umzudenken und diese besser jetzt als morgen beiseite zu legen. Wieso? Beim Erziehen nach dem Leckerchentraining / Belohnungssystem betrügen sich Hundehalter selbst. Klar, kann ein schnelles Ergebnis (für dem Menschen!) erzielt werden. Doch was sagt schon Geschwindigkeit aus, wenn man so viele Nebenwirkungen tragen muss? Leider in der heutigen Zeit sehr viel, Schade! Leckerchentraining ist Erpressung, nur anders ausgedrückt. Hunde erhalten ihre Belohnung nur wenn sie sich dem Menschen gefügig machen und das gewünschte Verhalten zeigen. Makaber diese Vorgehensweise, finde ich. Zudem verlieren viele Hunde den Respekt vom Körper des Menschen, da sich eine Abhängigkeit oder Sucht entwickelt. Bewusst Lebewesen Abhängig, süchtig zu machen oder sogar zu erpressen ist für mich gleichzusetzen wie körperliche Gewalt!
Also überlegt, was erwarte ich von meinem Hund, habe ich überhaupt das Recht Erwartungen zu haben!? Der Hund hat sich seinen Lebensplatz nicht selbst ausgesucht. Viele Hundehalter und Hundetrainer sprechen von Vertrauen. Kann sich Vertrauen durch physische und psychische Gewalt, respektive sogar Erpressung entwickeln? Ist es nicht gegensätzlich, wenn ich meinen Hund in Angst und Schrecken versetze und gleichzeitig verlange, dass dieser gerne bei mir ist, nicht wegrennt oder sogar an lockerer Leine bei mir läuft?! Tia, ich könnte diese Zeilen noch um vieles verlängern, doch wie zu Beginn geschrieben möchte ich zum Um- und Mitdenken anregen. Ihr seht jeoch bereits jetz, die Risiken und Nebenwirkungen, häufig verbreiteter Erziehungsmethoden, sind immens!
Deshalb vergesst nie zu hinterfragen und zu fragen wieso euer Hund etwas tut oder auch nicht tut. Ich bin der Überzeugung es gibt großartige Wege, wenn man sich diese Fragen stellt. Natürlich braucht es Zeit und Aufwand, doch es lohnt sich – dem Hund zu liebe! Genau wegen diesen Fragen, und weil ich nicht mit jedem Hund und Menschen gleich umgehen kann und will liebe ich meinen Beruf als Hundeerziehungsberater über alles!
So sehe ich das auch, Danke für den tollen Artikel.
Ein klasse Beitrag, Danke dafür. Ich habe ihn auf FB geteilt und etliche Likes bekommen :)..